Be aware of bear! – Welcome to bear country!
Wer sich im Gebiet des Yukon bewegt, freut sich an den unendlichen Landschaftszügen ohne jegliche Infrastruktur, an Wildtierbeobachtungen jeglicher Art, an hohen Bergen und riesigen Gletscherlandschaften, genauso an einsamen Campmöglichkeiten, grossen Lagerfeuern, im Sommer, an langen & hellen Nächten und nicht zu vergessen: an unbeschreiblich schönen (& langen!) Trails. – Wer sich im Gebiet des Yukon bewegt, weiss aber auch, dass das Gebotene weder eine Museumshalle, noch ein Zoogelände ist. Vielmehr können „Wildtierbeobachtungen“ zu „Wildtierbegegnungen“ werden. Die Elche überqueren ungefragt die Strassen, die Mücken stechen erbarmungslos zu, die Bären sind die mächtigsten Tiere in der Rangordnung. – Wer sich also im Gebiet des Yukon bewegt, informiert sich vorerst mal ausführlich über mögliche Reaktionen bei Bärenbegegnungen.
Paradox: Wildtierbeobachtung, sehr gerne – Wildtierbegegnung, eher nein!
Wir lernen unendlich viel über das Verhalten der Bären. Wir sollten also Körpersprache, ja Gestik & Mimik eines Bären lesen können. – Wenn dem so ist, können wir das Bärenverhalten in zwei Kategorien unterteilen: defensive bear / offensive bear.
Zuerst versuchen wir, eine Bärenbegegnung zu verhindern. Das machen wir, indem wir uns laut bewegen. Da die meisten Trails in Wäldern beginnen resp. sich lange durch Wälder ins alpine Gebiet hochziehen, durchwandern wir entsprechend oft Bärengebiet. Wir halten nach den bevorzugten & kalorienreichen Beerensträuchern, dem leckeren Schachtelhalm, den Fusstritten & Kotresten Ausschau. Wir sprechen (lauter als gewohnt), klicken mit unseren Wanderstöcken oder singen gar. Dies alles, um dem Bär die Möglichkeit zu geben, uns frühzeitig zu bemerken und zu verschwinden. – Treffen wir dennoch auf einen Bären, resp. eine Bärenfamilie (sehr oft sind die Mütter mit ihren zwei bis drei Jungen unterwegs), sind wohl beide Seiten überrascht. - Und dann liegt es an uns, das Verhalten des Bären zu lesen und die verschiedenen gelernten Techniken anzuwenden. Ein defensive bear zeigt neugieriges bis kampflustiges Verhalten: Brummeln, Zähne klappen, nach vorne springen, etc. Der Bär sieht uns als Konkurrenz. Folge: Wir müssen ihm klar machen, dass wir keine sind. Wir bleiben stehen, strecken unsere Hände in die Luft, schauen ihn an, sprechen mit ihm. Meist reicht eine solche Haltung, um dem Bären zu zeigen, dass wir „bloss“ Menschen sind. Erweiterte Empfehlung (welche ich nie machen könnte!): Auf den Boden liegen und tot stellen. Der Bär kann dann erschnuppernd erkunden und feststellen, dass keine Gefahr von uns ausgeht. – Ein offensive bear zeigt deutliche Kampfansagen. Er verfolgt einem beharrlich, hat die Ohren angelegt, ist auf Beute aus. Folge: Wir werden laut, machen uns gross, lassen ihn so nahe kommen (2m!!), dass wir den Bärenspray gebrauchen können, kämpfen um unser Leben (so die Anweisung!!). Auf den Boden legen und tot stellen wäre in diesem Fall fatal.
Wer sich im Gebiet des Yukon bewegt, sollte sich diesen Lehrgang einige Male durch den Kopf gehen lassen, bevor er sich auf die Trails begibt.
Kluane National Park and Reserve
Der vornehmlich unberührte Kluane National Park und seine Fortsetzung, der Wrangell St. Elias National Park in Alaska, bilden eine besonders schützenswerte Landschaft und sind Teil des World Heritage der UNESCO. – Für uns bietet der Kluane NP den besten Start für unsere Reise. Ausgerüstet mit einem (super komfortablen – bisweilen zu komfortablen!) camp truck (= 4x4 Pick up mit einem Wohnteil als Schneckenhaus) starten wir unsere Erkundungen. Weilen wir im Nationalpark, dürfen wir nicht wild übernachten, steht unser camp truck allerdings ausserhalb der Grenze, dürfen wir uns unseren Schlafplatz an jedem Flüsschen, See etc. aussuchen. – Daran halten wir uns. Die primitive campsites im Park sind grosszügig, halten eine Feuerstelle und Toilette bereit. Ausschlaggebend sind für uns jedoch die angedachten Wanderungen. Unzählige Wanderungen sind mehrtägig; einige schöne Trails sind allerdings auch an einem Tag zu schaffen. Mit einem unglaublichen Wetterglück (Sonne und Temperaturen um die 25 Grad!) verschaffen wir uns während vier Tagen einen atemberaubenden Eindruck über die Grösse des Parks, die Flora & Fauna. – Eindrückliche Seen, zahllose Flüsse, unendlich grosse Waldflächen, Hügelzüge, welche sich vor kantige Bergmassive legen. Wir sind beeindruckt, sprachlos, fasziniert.
Wenn wir auf Leute treffen – auf solche Begegnungen muss man sich weniger minutiös vorbereiten; wobei, wenn ich ehrlich bin, wäre ich im Alltag manchmal froh, eine unliebsame Begegnung mit einem Bärenspray beenden zu können! – Wenn wir also auf Leute treffen, wird diese Begegnung sehr oft lange kultiviert. Wir erfahren äusserst grosse Gastfreundschaft und kommen so zu wertvollen Informationen über das Land, die Geschichte des Parks und der angrenzenden Gebiete der First Nation People und hilfreiche Tipps bezüglich unserer Weiterreise etc. – Auffallend auch, fast alle unsere Begegnungen können irgendeinen Bezug zur Schweiz herstellen: my best friend lives in Zurich / I used to work in Geneva / my neighbour’s from Switzerland / mer läbid in Whitehorse, also 60 km usserhalb dr Stadt.
Ins Schwärmen kommen wir, wenn wir uns diese Bilder anschauen:
Aletsch? –Nä-ä!
Eine Gletscherflugtour – Pacific Grand Mountain Tour – mit den Gletscherfeldern im Kluane NP, wie z.B. Lowell Glacier, St.Elias Mountains Icefields, aber auch mit Kanadas höchstem Berg Mt Logan und anderen eindrücklichen Spitzen der genannten Bergkette. – Gut pilotiert, bestens geführt, einfach nur cooooool!
Wenn uns die Spuren der First Nation People (sie unterscheidet sich nicht so drastisch von der der Staaten) interessieren, stossen wir selbstverständlich auch auf die der Goldgräber. Unzählige Wiesen- und Flurnamen zeugen vom grossen Gold Rush, der sich vor der Jahrhundertwende im Yukon zugetragen hat. – Welche Strapazen die Desperados zur damaligen Zeit auf sich genommen haben, können wir heute nur erahnen. – Ich bin mir sicher, dass wir auf unserer Reise noch vielen Zeitzeugen begegnen werden.
Grenzübertritt Canada – USA mit dem Auto; eine neue Erfahrung! Frisches Gemüse? Frische Früchte? Frischfleisch? Brennholz? … und etliche weitere Fragen mussten wir verneinen, bis wir die Grenze hinter Beaver Creek passieren durften. – Der Alaska Highway führt uns nun Richtung Norden: Tok – Fairbanks - bis hin zu den White Mountains.
Die Fahrt wie bei unzähligen Dokumentationen; schmaler Highway, ca. fünf Meter gerodet auf jeder Seite, kaum befahren, beidseits gesäumt von riesig-riesigen Waldflächen. Bei guter Sicht eine Augenweide.- Alle 150 Kilometer eine Kreuzung. Kreuzungen bedeuten auch Zivilisation. Meist eine Tankstelle mit minimalen Einkaufsmöglichkeiten, dazu ein paar verstreute Häuser. – Danach wieder Wälder, Flüsse, Hügel, etc.
Die Fahrt also gemütlich, sehenswert und angenehm. Einziger Stressfaktor: mögliche Begegnungen mit Grosswild auf der Strasse. – Zum Glück entdecken wir eine Elchfamilie (Mutter mit zwei Jungen), einen in einem Teich badenden und fressenden Jungeelch und eine Elchmutter mit Babyelch frühzeitig. So macht Wildtierbeobachtung Spass! – Später treffen wir auf ein junges Paar, welches gerade drei Elchen begegnete; den einen fuhren sie mit ihrem Jeep an. Grosse Aufregung; der Wildhüter wird gerufen.
Die White Mountains – eine im Norden gelegene Bergkette mit diversen Trails. Wir haben rund vier Tage Zeit, um einige zu laufen. Pinell Mountain hat es uns angetan. Der rund 28 Meilen lange Trail ist mehrtägig und führt oberhalb der Waldgrenze auf Tundragebiet über mehrere Berggipfel und –kämme. Wir planen je einen Tag an den jeweiligen Weganfängen zu laufen; die Aussicht verspricht atemberaubend zu sein. – Um in das Gebiet, die White Mountain Recreation Area zu kommen, fahren wir den einsamen Steese Highway. Er führt schliesslich nach 163 Meilen nach Circle. Dieser winzige Ort am Yukon wurde 1893 aufgrund eines Goldfundes gegründet. Frühere Siedler glaubten, der Ort befände sich bereits im Artic Circle (der sich tatsächlich rund 50 Meilen nördlich befindet).- Bei Meile 127 der kleine Ort Central. Der Bauchnabel der kleinen und aktiven Goldmineure im Tal. Der eigentliche Bauchnabel ist der winzige Lebensmittelladen mit dem angrenzenden Pub Central Corner. Die Leute sind einmal mehr extrem gastfreundlich und redselig. Wir erfahren viel über den Ort und interessieren uns für die das jährliche International Sled Dog Race, welches über 1000 Meilen (von Whitehorse CAN nach Fairbanks USA) geht und in Central vorbeikommt. Die Tour de France in Alaska! – Central Corner, Steese Highway, dieser Ort wird uns wegen verschiedener Erlebnisse und Begegnungen als ein sehr typischer Alaskas in Erinnerung bleiben. - Interessant wäre der Ort im Winter ohnehin, sind doch die Polar Lights (die Nordlichter) besonders beeindruckend.
Be aware of sudden weather changes. – Dieser Ratschlag wird in den ersten Tagen in Alaska immer bedeutungsvoller. Pläne müssen fortlaufend überdacht und revidiert werden. Wollten wir z.B. am Vortag einen Looptrail von rund 15 km wandern, machte uns das schlechte Wetter (ganztägige heftige Regenschauer) einen Strich durch die Rechnung. – Alternativ belohnten wir uns mit einer (alten und ungepflegten) natürlichen Heissquelle. Onsen in Alaska! Das Wasser 40 Grad, das Eintauchen eine Wonne.
Die Wettervorhersagen für die nächste Woche sieht ebenso schauderhaft aus: Regen, Regen, Regen!
Alaska erlebte den regenreichsten Juni aller Zeiten. Offenbar wird ihm der Juli in nichts nachstehen. Die Ranger bestätigen uns alle, dass dies aussergewöhnlich sei. – So bleibt uns, Fatalismus gepaart mit Pragmatismus zu leben. Das kann dann z.B. so aussehen: Wir stehen zwei Stunden am Trailhead des Pinell Mountain Trails. Wind peitscht um unser Auto, Nebel verdeckt jegliche Sicht auf die (so wunderschön beschriebenen White Mountains), Regen trommelt an die Scheiben, Temperaturen unter 10 Grad lassen uns in Decken wickeln, Tee trinken und abwarten.
KLEINER EXKURS:
Wachsende Empathie mit den Touristen in Luzern, wenn sie in einer regnerischen Woche auf den Pilatus pilgern! Gemeinsamkeit: Sie und wir sehen nicht, in welch schöner Umgebung sie sich / wir uns befinden. – Unterschied: Wir haben kein Ticket auf den Berg gelöst und dürfen unsere Entscheidungen stündlich ändern / den Konditionen und Launen anpassen.
Nach langem Abwettern ein blaues Loch am Himmel. Wir nutzen die trockene Gelegenheit und packen unsere Rucksäcke (im Norden spielt die Zeit des Aufbruchs keine Rolle; die Dämmerung setzt kurz vor Mitternacht ein). Da der Berg noch immer voll im Nebel liegt, suchen wir eine alternative Route dem Licht entlang. Am Himmel ein Spektakel von galoppierenden Wolken. Wir geniessen die wenigen Sonnenstrahlen,… bis sich der Himmel wieder so schwarz zeigt, dass er uns zur Rückkehr zwingt. Zu spät! Gegenwind und peitschender Regen auf dem ganzen Rückweg.
Mount Pinell am kommenden Tag: Wir starten früh und hoffnungsfroh unter einem blauen Loch und schnell treibenden Wolken. Endlich können wir den Trail erkunden. Wirklich fantastisch, denn er befindet sich bereits in alpinem Gebiet und windet sich gemächlich hoch resp. führt entlang schöner Tundra. Wir sind begeistert… bis wir kurz vor dem ersten Gipfel in Graupelschauer geraten. Be aware of sudden weather changes! – Frustriert treten wir den Rückweg an; gerne hätten wir noch ein paar Meilen mehr gemacht! – Ein paar Stunden später zeigt sich das White Mountain Massiv wieder hell und in den schönsten Farben. – Wir gewöhnen uns langsam an die Bandbreite von Alaskas Be aware of sudden weather changes!
EXKURS:
Schlafen während der Mitternachtssonne
Im Yukon und im Norden Alaskas steht die Sonne bis zu 20 Stunden am Himmel. Dennoch ist jeweils eine Art Sonnenaufgang bzw. Sonnenuntergang auszumachen. Wirklich dunkel wird es aber nie.
Während der Vorbereitungen stiessen wir auf folgenden Rat: Tatsache ist, dass es schwer ist, Schlaf zu finden, wenn die Sonne so viele Stunden am Himmel steht, denn der Körper hat Probleme mit der Mitternachtssonne. Für ihn ist Dunkelheit das Zeichen für Melatoninausschüttung, die den Schlaf beeinflusst. Daher sollten Reisende Vorkehrungen treffen – etwa Alufolie (!) über die Fenster kleben und vor dem Zubettgehen eine Sonnenbrille aufsetzen.
Unsere Vorfreude auf lange Sommernächte, unendliche Gespräche am wärmenden Lagerfeuer etc. war gross. – Unsere Erfahrung nach einer Woche: Wir werden ab 8pm (mittlerweile auch 10pm) müde und schlafen locker bis um 6am oder später. Ab und an einen Blick nach draussen, … weil wir so schön gelegen campen und die Farben der Dämmerungen uns faszinieren. Das grosse Dachfenster über unserem Schlafplatz bleibt unverdunkelt. Alufolie und Sonnen- bzw. Dunkelbrillen wären eine Todsünde.
!!-Wer sich an meine Tagebucheinträge von Namibia 2015 erinnert, stellt eine extrem grosse Diskrepanz meines Schlafverhaltens fest. – Diese Tatsache nehme ich zur Kenntnis, bringt mich zum Schmunzeln … und schliesslich auch zum Nachdenken. – Ohne wissenschaftliche Begründung, eher durch Selbsterfahrung müsste ich also festhalten: Mein Körper verhält sich also widersprüchlich. Bei Dunkelheit (7pm – 6am) empfinde ich das Schlafen als mühsam, anstrengend, unnötig. – Bei hellen Bedingungen im Norden (Insomnia ein Begriff?) hingegen finde ich immer wieder erholsamen und gesunden Schlaf.-!! – Sollte ein wissenschaftlich Erfahrener z.B. die geografische Lage der beiden Länder mit ins Feld ziehen und mir dabei eine passable Erklärung liefern können, bitte ich dankbar um eine kurze Notiz.
EXKURS:
Sourdough
Wenn man sich in einem fremden Land bewegt, fallen einem sehr bald sich wiederholende Schilder / Namen / Piktogramme / etc. ins Auge. Kurz nach der Einreise nach Alaska, fiel mir ein Buch in die Hände, welches mit Sourdough (=Sauerteig) betitelt war. Für ein outdoor-Kochbuch durchaus passend, dachte ich.- Kurz darauf hiess eine Grosstankstelle Sourdough (bei uns Esso, AVIA, BP etc.). Diese Kombination befremdete mich jedoch sehr. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Sauerteig und Tankstelle? – Die Klärung nach einigen Tagen in meinem Reiseführer:
Oft sind es kleine Dinge des Alltags, welche Abschnitte der Geschichte unverwechselbar machen. Zur Zeit des Pelzhandels und der Entdeckungen in Canada, als Trapper und Goldsucher oft monatelang in der Wildnis unterwegs waren, zählte Sauerteig (Sourdough) zum unverzichtbaren Teil ihrer Ausrüstung. Und so bezeichnete man die Pioniere des Nordens bald selbst auch als Sourdoughs.
Zusammenhang mit der Tankstelle? – Geklärt.
!!-Wer sich an meine Tagebucheinträge von Namibia 2015 erinnert, meine Brote waren mit Trockenhefe hergestellt. Diese praktische Zutat ist auch diesmal mit dabei. – Für Canada / Alaska hätte ich mir nun gut einen sourdough starter zulegen können. – Vielleicht finde ich den noch unterwegs.!!
World Eskimo-Indian Olympics, Fairbanks
Wenn wir momentan mit dem Wetter nicht so Glück haben, scheint unser Händchen in anderen Bereichen ein glückliches zu sein. – Diesmal zum Beispiel im Kulturbereich der First Nation & Inuit.
Wir sind in Fairbanks und treffen auf die 56. World Eskimo-Indian Olympics. Wir waren noch nie an Olympischen Spielen, also müssen wir da hin! Das Programm und insbesondere die Disziplinen, in denen Medaillen zu holen sind, lassen uns aufhorchen: Alaskan High Kick – Mutuk Eating – Indian Stick Pull – Fish Cutting – Four-man Carry – Greased Pole Walk – Kneel Jump – Knuckle Hop – Head Pull – Drop the Bomb – Ear Weight – Eskimo Stick Pull – Ear Pull – Seal Skinning – Race of the Torch – Swing Kick – One-hand Reach – Two-Foot High Kick – One Foot High Kick – Blanket Toss
Einige Übersetzungen lassen erahnen, welche Aktion dahinter steckt. Fett gedruckt und weiter erklärt, die Aktionen, welche an unserem Abend zu sehen waren. – Das Rahmenprogramm bildeten Miss Wahlen (Erwachsene und Babys gleichermassen) und ein Tanzwettkampf der Eskimos*. Letzteren werde ich später noch ausführen.
Die Olympischen Spiele finden in einem Hockeystadion statt. Auffallend, die vielen Menschen (v.a. ganze Familien, gar Clans), welche v.a. von Eskimos, aber auch von Indianern abstammen. Wir Europäer / Weissen fallen durch Gesichtsform und –farbe, Statur, Mimik und Gestik auf. Es kommt uns vor, als ob wir an einem grossen Familientreffen teilnehmen dürften, obwohl wir keinen kennen. Auch und wiederum auffallend, die überaus grosse Gastfreundschaft und Kollegialität. Wir werden angesprochen, eingeladen, mit Gesten und Worten willkommen geheissen.
Für den kommenden Abschnitt gilt folgende Anweisung: Lies den Abschnitt laut. Am besten lässt du ihn dir laut vorlesen. Kommentiere jede Aussage, welche dir gefällt, welche auf deine Zustimmung stösst, welche dich überrascht, welche dich…., mit einem lauten Öh-Ha!!! Ah-Hö!!!
Während des ganzen Abends treten mehrere Eskimotanzgruppen gegeneinander an. Dieser Wettbewerb erstreckt sich über drei Tage. – Von den First Nation kenne ich das PowHow; ein Tanzwettbewerb auf höchster Stufe. (Öh-Ha!!! Ah-Hö!!! als Möglichkeit) – Aber kann mir jemand sagen, wie ein Eskimo tanzt? - Nach einer Kindheit mit Mani Matter kann ich mir vorstellen, dass ein Eskimo Cembalo spielen lernen möchte; dies der Lebensgefahr wegen aber besser unterlässt. – Nach der Lektüre von Juri Rytchëu, weiss ich viel mehr über das Leben und die Spiritualiät der Eskimos, aber haben die getanzt? – Jedenfalls wohnen wir äusserst statischen, aber auch kraftvoll-lebendigen Darbietungen bei. Wie kommt das zusammen? – Die Musiker sitzen mit ihren Trommeln in einer Reihe. Die Frauen stellen sich vor ihnen auf. Sie wippen und beugen ihre Körper nach rechts und nach links, die Arme gehen ausgestreckt wippend mit. Frappierend: keine Schritte. Noch frappierender: kaum Mimik. – Wenn später Männer zu tanzen beginnen sie ähnlich statisch. Nach kurzer Zeit bewegen sie sich mit zunehmendem heftigerem Trommelschlag kraftvoll, fast kämpferisch. Auffallend: der Rhythmus der Trommler in Kongruenz mit den energievollen Bewegungen (inkl. Öh-Has!). – Echt spannend! – Am Schluss der Darbietung (und ausser Konkurrenz) lädt die Gruppe alle Anwesenden zum Tanz. Und was passiert? Die Zuschauer strömen auf die grosse Tanzfläche und tanzen miteinander! Ein Spektakel, welches ich mir in unseren Breitengraden kaum vorstellen kann. Öh-Ha!!! Ah-Hö!!!
*In diesem Blog erlaube ich mir, den Begriff Eskimo zu verwenden. Die versammelten Menschen, die Moderatoren, alle verwendeten den Begriff Eskimo. Inuit kam uns nie zu Ohren.
Bei all den weiteren Disziplinen geht es darum, sich in Kräften & Geschicklichkeit zu messen. Alle Disziplinen haben mit dem (alten) Alltag eines Eskimos zu tun. Er kräftigt, stärkt eine Fähigkeit, welche für den Eskimo mitunter lebensnotwendig war. Zum Beispiel Four Man Carry: Ein Eskimo erlegt einen Elch im Wald und muss ihn anschl. zu seinem Schlitten / nach Hause bringen. Optimal, zwei Eskimos jagen. Somit können die bis zu 600 kg Elchgewicht auf zwei Männer verteilt werden. – Four Man Carry erkürt denjenigen Eskimo als Sieger, welcher die weiteste Strecke auf zwei Beinen zurücklegen kann, wenn er gleichzeitig vier Männer um seinen Körper geschlungen hat, welche zusammen mind. 300 kg. wiegen.
Eskimo Stick Pull trainiert und testest Schnellkraft in den Armen: Zwei Eskimos sitzen einander gegenüber, die Fusssohlen gegeneinander. Ihre Arme sind ausgestreckt und halten einen Holzstab (Eskimo Stick). Auf Kommando ziehen sie je auf ihre Seite. Wer nachgibt, verliert. Es geht über drei Runden, wobei die Position der Hände (Innengriff vs. Aussengriff) ausgelost und anschl. abgewechselt wird. Innengriff hat Vorteile, sagen die Experten.
Alaskan High Kick verlangt Kraft und Geschicklichkeit gleichermassen. – Dieser Wettbewerb versetzte uns in Staunen! Öh-Ha!!! Ah-Hö!!! – Ein Ball wird an einer Schnur an einem Balken befestigt. Der Eskimo sitzt am Boden und fasst mit einer Hand den gegenüberliegenden Fuss. Danach stützt er sich auf die zweite Hand, schnellt seinen Körper hoch, streckt sein Bein, berührt den Ball … und landet optimal wieder in der Balancestellung (Hand stützt, zweite Hand am gegenüberliegenden Fuss). Die Theorie klingt unmöglich, der Kraftaufwand und die Präzision sind unvorstellbar. – Wir durften die beiden Finaldurchläufe (Männer & Frauen) sehen. – Echt beeindruckend! Öh-Ha!!! Ah-Hö!!!
Blanket Toss / Nalukataq ist keine eigentliche Disziplin. Vielmehr bildete sie den Abschluss einer erfolgreichen Walfangsaison. Bei den Olympischen Spielen gilt sie als Auflockerung. Ein grosses Tuch aus Walfischhaut mit rund 50 Griffen wird aufgespannt. 50 (!) Männer ziehen am Tuch. In der Mitte ein Dorfmitglied, welches sich die Welt von oben anschauen darf. Öh-Ha!!! Ah-Hö!!!
Wir verliessen die Halle vor dem Mutuk Eating! Ich bin mir sicher, dass ich das nicht sehen wollte.
Mutuk ist Walfischfett (schlabbrig, tranig). Jeder Teilnehmer bekommt eine ordentliche Portion. Diese gilt es in kürzester Zeit zu verspeisen. – Was das mit dem Alltag der Eskimos zu tun hat(te)? - Traditionen halten sich jedenfalls lange.
Was uns (nebst den ungewöhnlichen Disziplinen) amüsierte, gar faszinierte: die Menschen, Persönlichkeiten, Gesichter, gepaart mit der grossartigen Gastfreundschaft
Denali National Park
Wenn wir momentan mit dem Wetter nicht so Glück haben, scheint unser Händchen in anderen Bereichen ein glückliches zu sein. – Diesmal zum Beispiel in der Wildtierbeobachtung.
Während zweier Tage strolchen wir im Denali National Park.- Sein Highlight: das Gebirge der Alaska Range mit dem über 6000m hohen Mount Mc Kinley / heute Mount Denali. Das Gebirge erstreckt sich unendlich lang in den Park hinein; seine Gletscher sind legendär.- Sein Konzept: Die meisten Besucher parken am Eingang des NP; nur diejenigen mit einer Camperlaubnis dürfen bis zu einem der drei vorgegebenen Campgrounds vorstossen. Wir nächtigen im letzten, bei Meile 29. – Nach dem Reinfahren ist jegliches Benutzen von Privatautos untersagt (natürlich gibt es Ausnahmen für VIPs & Super-VIPs). Den eigentlichen Weg (durch den ganzen Park bis Meile 93) fährt man mit Bussen. Es gibt eine Park Road, daneben viieel, viieel Landschaft. – Wer sich eine Genehmigung ausstellen lässt, darf den Park auch zu Fuss begehen; auch das Zelten ist erlaubt. Hier gelten allerdings einschränkende Bedingungen
6.15 Uhr, der erste Bus in den Park. Bereits an der Bushaltestelle läuft ein Luchs gemächlich über die Strasse. Danach folgen Wildtierbeobachtungen, welche wir uns nie hätten vorstellen können:
eine Eule, mehrere Golden Eagle, unendlich viele Karibous, Schneehasen, ortsübliche Dall-Schafe, Elche, Erdhörnchen, … und schliesslich 16 (!)Öh-Ha!!! Ah-Hö!!! Begegnungen mit Bären!! Ob ein einzelner streunender Jungbär, eine stolze (verregnete) Bärenmutter mit ihren verspielten halbjährigen Jungtieren, ein müdes ausgewachsenes Männchen, etc. Sie alle können wir aus naher Distanz beobachten. – Fasziniert sind wir immer; ebenso froh, wenn sie uns nicht zu Fuss auf einem Wanderweg begegnen
Wiederum 6.15 Uhr, der erste Bus führt uns zu unserem Trailhead. Wir gewinnen auf einem vorgegebenen Pfad sehr viel Höhe und sehen abwechslungsweise die Nord- resp. Südspitze des Mount Mc Kinleys. Der Rest des Riesen bleibt in seinen eigenen Wolken versteckt. – Be aware of sudden weather changes – We are! – An diesem Tag allerdings verfolgen wir bei viel Sonnenschein das Schauspiel der Wolken und des Nebels. – Wie wir erfahren, ist dies ein prächtiger Tag, hat man den Berg in diesem Jahr doch erst rund zehn Mal gesichtet. – Auf der Bergspitze unserer Wanderung entscheiden wir uns, den Weg zurück selber zu suchen. Back country hiking ist erlaubt, wenn man die Bedingungen einhält. Das machen wir. Zuerst steigen wir sanft über hohe Tundra ab, bevor wir uns einen Weg durch ein steileres und steinigeres Gebiet suchen müssen. In tieferen Lagen kommen dann auch wieder die üblichen Beerensträucher zum Vorschein, welche uns laut sprechen und mit den Stöcken klappern lassen. Schliesslich fordern uns noch zwei zusammenlaufende Bäche, welche nach diesen Regenfällen viel Wasser haben und ebenso viel Schlamm mit sich gebracht haben. – Jedenfalls hat sich dieser Abstecher gelohnt; ist er auch immer mit Adrenalin verbunden!
EXKURS
Sled Dog Kennel(Denali National Park)
Wenn wir momentan mit dem Wetter nicht so Glück haben, scheint unser Händchen in anderen Bereichen ein glückliches zu sein. – Diesmal zum Beispiel im Timing bezüglich einer unvergesslichen Demonstration der Schlittenhunde während ihres Sommertrainings.
Was machen Schlittenhunde im Sommer? – Schwitzen! Genau! – Wenn sie in Alaska sind, wenn sie auch noch im Dienst sind, müssen sie trainieren und arbeiten, sich für den Winter vorbereiten. – Dass Schlittenhunde & Schlittenhunderennen in Alaska mehr als ein Hobby sind, ist uns seit Anfang unserer Reise klar. – Schlittenhunde verrichten im Winter wertvolle Arbeit. – Schlittenhunderennen bringen einem Gewinner Ruhm & Ehre.
Die Schlittenhunde des Denali NP trainieren im Sommer mit einem Kart, um so den Schlitten zu simulieren. Rennen müssen die Hunde wöchentlich, ihre Rolle & ihren Teamgeist trainieren ebenso.
Ein Gespann besteht aus fünf bis acht (max. zwölf) Hunden. Die Hunde, welche dem Schlitten am nächsten sind, sind die kräftigsten. Sie ziehen das meiste Gewicht (Schlitten, Material & Person). Das Gewicht wird dann ebenso von der zweiten, ev. dritten Reihe gezogen. - Die zweite Position nimmt derjenige Hund ein, der ein besonderes Gespür für Kurven hat. Der Swinger ist für gleichmässige Kurven zuständig. Ein abruptes Abbiegen könnte die ganze Ladung kippen, den Musher (Person auf dem Schlitten) wegkatapultieren. – In der vordesten Reihe sind schliesslich die smartesten Tiere. Sie können durchaus ein bisschen älter / erfahrener sein. Sie ziehen nicht mehr so viel Gewicht, geben aber das Tempo vor (es muss über lange Zeit gehalten werden) und reagieren fein auf das Kommando des Mushers. Gleichzeitig suchen sie den Weg. Diese Aufgabe erfordert viel Köpfchen, ist ein Gespann mit einem Schlitten doch mindestens 1.5 m breit. Querliegende Bäume u.a. hätten da fatale Folgen. – Die rund 35 Hunde in Denali strömen während des Winters regelmässig auf Patrouille aus. Dabei laufen sie täglich rund 20 Meilen im Tiefschnee. Sie bringen Material in Hütten und helfen den Rangern, den Park in Ordnung zu halten. – Das Arbeiten macht den Hunden offensichtlich Spass. Sie wollen rennen, sie wollen sich einsetzen; das sind ihre Aufgaben und das ist ihre Natur.
Mit viel Erfahrung und Wertschätzung werden diese Alaskan Huskeys gehalten, gepflegt und trainiert. Während unseres Aufenthalts haben wir einige Tiere als besonders starke und eigene Persönlichkeiten kennen gelernt. Hier eine Auswahl:
EXKURS
… trotz allem!
Unser neu erkorenes Motto!
Der Himmel ist verhangen, dunkle Wolken hängen tief, hellere Wolken umhüllen die hohen Berge. Wir befinden uns auf (angeblich) wunderschönen Streckenabschnitten Richtung Süden.
→ Wir freuen uns ob der Landschaft… trotz allem!
→ Joesph macht Bilder… trotz allem!
Am Abend übernachten wir in einem State Park. Die Sites sind übersichtlich. Es wird empfindlich kühl & windig.
→ Wir machen ein Feuer und grillen unser Znacht… trotz allem!
→ Wir sitzen draussen und geniessen den Abend (eingehüllt in allen möglichen Lagen)… trotz allem!
In Seward ist Regen angesagt; die Bucht dicht behangen.
→ Wir machen unsere (bereits voraus gebuchte) Bootstour zu den Gletschern… trotz allem!
Die Temperaturen sinken wieder unter 10 Grad; Nieselregen setzt ein.
→ Wir wandern den Harding Icefield Trail (in den steilen Felsen hoch zum Eisfeld) … trotz allem!
… trotz allem! … befreit unendlich und lässt uns das Unveränderliche akzeptieren, gar schätzen. Wir nehmen kleinste Abweichungen vom worst case wahr und freuen uns darüber.
… trotz allem! … macht Freude, weil wir mittlerweile sportlich wetteifern, wer die nächste … trotz allem! – Situation beschreiben kann.
… trotz allem! … bleiben wir zuversichtlich, dass sich die Situation eben auch wieder ändern kann.
Be aware of sudden changes! - … trotz allem!
Gletscher & Fjorde
Wenn wir im Kluane National Park ein Flightseeing über den Gletschern machen durften, waren das Erlebnis und die Sicht gleichermassen einmalig. Als Provinz-Städter sind wir nicht allzu oft mit Gletschern konfrontiert.
Wenn nun aber mehrere (!) Gletscher auf einmal ins Bild rücken, diese sich sogar ins Meer ergiessen, dann wird es besonders spektakulär.
Diese Situation dürfen wir einerseits in Seward im Süden der Kanai-Peninsula, aber auch in Valdez, einem bekannten Ort im Prince William Sound erleben.
Seward
Die um Seward anliegenden Gebirgszüge beherbergen Alaskas grösstes zusammenhängendes Eisfeld, das Harding Icefield. Es ergiesst sich über unzählige Täler in ebenso zahlreiche Fjorde. Den einen Arm des Gletschers, den Exit-Glacier, erkunden wir zu Fuss, indem wir der Seitenmoräne entlang hochsteigen. Dieser Blickwinkel ist für uns neu & sehr lohnenswert
Am folgenden Tag gelangen wir auf einer Bootstour zum Northwestern Glacier. Er ergiesst sich noch immer ins Meer. Die Fahrt über die z.T. sehr raue See lohnt sich in dem Moment, in dem wir in den Fjord einbiegen, das Eiswasser mit unzähligen kleinen Eisbergen und –brocken um uns sehen. Die Temperatur sinkt in dem Moment spürbar, das Bild des bläulichen Gletschers ist atemberaubend. Wenn die Motorengeräusche verhallen, sind ausschliesslich das Rauschen der Gletscherbäche und das Knacken des Eises zu hören. … Und dann die kalbernden Gletscherteile! Ein Krachen und Rauschen! Riesige Eisbrocken fallen vom Gletscher ab und ergiessen sich ins Meer. In unserem Fall sind die Eisbrocken nicht so gross, dass eine allzu grosse Welle entsteht; unser Steuermann hat‘s im Griff. – Eindrücklich ist das Naturschauspiel allemal
Valdez
Valdez - liegt im Prince William Sound; eine Bucht, welche von unzähligen Bergen umrahmt ist. Die Berge bergen (=gleicher Wortstamm?) unzählige Gletscher und Eisfelder. Einige gehen noch bis ans Meer, die meisten ziehen sich an den Hängen zurück.
Valdez – bekannt wegen seines Erdbebens (1964) und der anschliessenden Tsunami, welche das ganze alte Fischerdorf zerstörte. Valdez wurde einige Kilometer weiter in der Bucht und somit besser geschützt nochmals aufgebaut.
Valdez – Endpunkt der Trans Alaska Pipeline. In Valdez wird das Öl auf die grossen Tanker umgeladen und anschliessend verschifft.
Valdez – bekannt wegen seiner reichen Fischvorkommen. – Ja, bis 1989 das Desaster der Exxon Valdez der Natur und ihren Reichtümern einen fetten Strich durch die Rechnung machte.
KLEINER EXKURS
Exxon Valdez
Die Trans Alaska Pipline (1.287 km lang) führt von der nördlichen Prudhoe Bay in den eisfreien Hafen von Valdez. Seit 1977 flossen Unmengen an Öl durch die Rohre. – 1989 ereignete sich der Exxon Valdez Oil Spill. Der Supertanker Exxon Valdez lief wegen eines Navigationsfehlers südlich von Valdez auf ein Riff auf und die rund 41 Mio Liter Rohöl liefen in den Prince William Sound aus. Über 2.000km Küstenlinie wurden verseucht, zahllose Tiere verendeten.
Nach einem riesigen Katastrophenhelferboost (zeitweise bis zu 10.000 Menschen) und dem anschl. Touristenansturm hat sich Valdez wieder zu einem normalen Küstenort mit Fischerei entwickelt. Die Infrastruktur deckt das Nötigste ab, die Fischerei geht neben dem Ölgeschäft her. – Wobei die mittlerweile arg marode Pipline die Umwelt zunehmend belastet.
Valdez – ein Ort, wie wir erfahren, der wochenlang ohne Sonne sein kann!
Die ersten 36 Stunden haben wir keine Ahnung (!), wie Valdez und die Bucht aussehen. Der Plan sieht
nett aus, die Wander- & Erkundungsmöglichkeiten ebenfalls. – Tagsüber ist der Nebel allerdings soooooo dicht, dass wir kaum 20 m weit sehen. Die angestrebten Wanderungen (entweder Höhenwanderung mit Blick auf die Küste oder den Gletscher oder Küstenwanderung zum Gletscher) keinen Sinn machen. – Der Spaziergang durch den Ort fällt kurz aus, fällt doch auch noch Regen. – Also: Abwarten & Tee trinken; dies an einem Ort an der Küste, welcher einen fantastischen Blick verspricht, sollte sich der Nebel lichten. – Am späten Nachmittag ist es soweit. Zögernd machen wir uns auf und erkunden die nächste Umgebung. Was uns da erwartet, haut uns um: Ein Süsswasserbach fliesst ins Meer. Abertausende Lachse suchen ihren Weg bachaufwärts, überwinden Fischtreppen, springen, drängeln, streben nach dem Laichplatz. – Eine hatchery (eine Zucht) mit einer künstlichen Fischtreppe daneben. Sie fängt die Fische und nimmt ihnen die Eier ab (the circle of life, wie sie es auf den Informationstafeln nennen). – Die Unmenge steigender Lachse ist ein Schauspiel für sich. Daneben grosse und kleine Seemöwen, welche genüsslich im Bachbett stehen und darauf warten, dass ein Lachs erschöpft aufgibt. Der Moment der Möwe; sie zerrt den kiloschweren Lachs aus dem Wasser… und pickt ihm als erstes das Auge. – Wer sich dieses Schlaraffenland auch nicht entgehen lässt, ist natürlich der Bär. – Während unseres Aufenthaltes liess er sich (leider / zum Glück) nicht blicken. – Am Abend kommt wieder Nebel auf. Wir campen am Gletschersee; wir stehen unmittelbar davor, können ihn aber kaum erkennen. – Die Nacht ist schw…kalt!
Mit Kajaks im Eismeer paddeln – das ist unsere nächste Mission! – Der Tag beginnt neblig & regnerisch; wir wissen noch nicht, ob wir richtig handeln, wenn wir auf diese Tour gehen.
Schlechtes Wetter; gutes Material. Wir werden mit Gummistiefeln, Regenhosen, Öljacken, Spritzdecken, Rettungswesten und Wasserhandschuhen ausgerüstet & mit Paddel und Doppelkajak instruiert. Alle Eventualitäten werden durchgegangen. Sollte jemand eine Rolle machen; never mind, Ersatzwäsche & heisser Kakao werden von der Agentur bereitgestellt. – Dann kann ja nichts schief gehen.
Es geht auch nichts schief: im Gegenteil. Die Fahrt in die Bucht und weiter zum Columbia Glacier ist noch immer neblig & regnerisch. Entsprechend können wir den eigentlichen Prince William Sound noch immer nicht ausmachen. – Kaum sind die ersten Eisberge in Sicht, lichtet sich der Himmel; einzelne Sonnenstrahlen dringen durch. – Seit zwei Wochen hat diese Bucht keine Sonne mehr gesehen.
Unsere ersten Paddelversuche im Doppelkajak sind zögerlich bis amüsant. Bald aber sind wir ein super Team; einerseits, wenn beide paddeln, andererseits, wenn Joseph fotografiert und ich paddle.
Insgesamt vier Stunden paddeln wir durch das Eismeer. – Es ist ein Spaziergang in einer Skulpturensammlung der besonderen Art. Die Dichte des Eises, die Farben, die Formen, wir paddeln durch das Eismeer und staunen. Immer wieder fasziniert von den Lauten. Eis knarrt, klirrt, knirscht, gieret, gluckst im Wasser. Die Beschreibung der Laute überfordert meinen Wortschatz. – Ganz gefahrenlos ist dieses Unterfangen nicht. Ein Eisberg (gross oder klein) kann sich jederzeit umdrehen. Wenn seine Unterseite schneller schmilzt und das Gewicht an der Oberfläche grösser ist, dreht sich der ganze Eisberg um. Je nach Distanz zum Kajak kann diese Aktion Folgen haben (Ersatzwäsche & Kakao sind bereit). – Genauso wie Gletscher können auch Eisberge kalbern. Wir erleben kleine und grössere Abbrüche wiederholt. Dann donnert und kracht es ohrenbetäubend. Wer hier die Distanz nicht wahrt, braucht den Kakao auf jeden Fall.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wetterverhältnisse in Alaska allgemein, aber v.a. an der Küste sehr unvorsehbar sind. Wir haben ALLES erlebt; insbesondere the sudden (and unexpected) weather changes. – Abgesehen vom Wetter müssen wir an der Küste unbedingt auch die Tierwelt nennen. Wildtierbeobachtung war hier nicht im Fokus, dennoch haben wir Phänomenales entdeckt:
Humpbackwale – Orcawale – Seelöwen – Fischotter – Weisskopfadler – Lachse - Puffins (!)
Zwischen Seward & Valdez
Da wir nicht mit der Bootsfähre unterwegs sind, legen wir die Distanz zwischen den beiden Küstenorten auf dem Land und somit zwischen den Bergen zurück. Einige Pässe gilt es zu überwinden, viele Panoramastrecken dürfen wir zurücklegen.
… und: wir haben Glück bezüglich des Wetters. Verschiedene Bergketten erscheinen in ihrer ganzen Grösse, geben ihre Schnee – & Eisfelder preis. Nebst der Sonne auf dem Solarplexus geniessen wir das Licht & und das Panorama (… trotz allem hin oder her!)
Copper Centre
Gen Süden treffen wir wiederum auf den Goldrush. In Copper Centre treffen wir auf einen rekonstruierten Ort, welcher während des Goldrauschs in Alaska ein wichtiger Tradepost war. Ein kleines Museum und ein angrenzendes Restaurant sind wiederum mit unzähligen Relikten und Zeitzeugenberichten bestückt. Das Ausmass der Strapazen, welche die nach Gold Suchenden auf sich genommen haben, wird uns langsam klar.
Was für die Kanadier der Klondike Gold Rush über den sagenumwobenen Chilkoot Trail, das dem Amerikaner den Weg nach Copper Centre.
KLEINER EXKURS
Goldrush
Der steile Pfad über den Chilkoot Pass (rund 1.000 m) stand 1898 für die meisten Ankömmlinge am Beginn des Weges zu den Klondike-Goldfeldern. Diese waren nach dem Pass auf dem Wasserweg zu erreichen. Wer zum Sommeranfang, wenn der Boden auftaut, am Ziel sein wollte, musste den schroffen Pass im Winter erklimmen und anschl. am Seeufer beim Bootsbau mitmachen. – Auf der Passhöhe und somit an der kanadischen Grenze, wurde kontrolliert, ob jeder den geforderten Einjahresvorrat mitbrachte. Die legendäre Ton of Goods bestand aus ca. 520 kg. Lebensmitteln und 180 kg Ausrüstungsgegenständen und Kleidung. Packtiere kamen wegen der Terrainbeschaffenheit nicht in Frage; die Goldsucher selbst übernahmen den Transport. Unzählige Male schleppten sie bei extremen Winterbedingungen ihre Ausrüstung den Pass hoch. – Dennoch überstanden im Winter 1898 rund 30.000 Männer und einige Frauen diese Tortur und landeten schliesslich im Gold-Mekka Dawson (mehr dazu später).
Copper Centre also das Dawson der Amerikaner! Dabei mussten jene Desperados von Valdez aus zwei Gletscher überwinden und anschl. 60 Meilen auf dem Copper River hinter sich bringen. Die Bedingungen bezüglich Lebensmittel und Ausrüstung waren den kanadischen sehr ähnlich. – Beim Betrachten der Bilder im Museum wird uns klar, wie sehr die Menschen von ihrer Idee überzeugt gewesen sein müssen. Wieviel Kraft, wieviel Überwindung, wieviel Entbehrung, wieviel… muss einem eine solche Reise ins Ungewisse gekostet haben! – Gleichzeitig sind wir sehr froh, dass wir der Geschichte dieser Desperados auf den Fersen sein können.
Wenn wir dann schliesslich in den alten Saloon gehen (bildlich überliefert bestand er schon zu jener Zeit), kommen wir uns um Jahrzehnte zurückversetzt vor. Plötzlich sind wir keine Provinz-Städter, aber völlig Ausserirdische. Unsere Sozialstudien (in der Natur nennen wir es Wildtierbeobachtung) ergeben zwar Gemeinsamkeiten; vielmehr faszinieren uns die Unterschiede in Grösse, Fülle, Verhalten etc. – In diesem Zusammenhang begegnet uns auch Sourdough in Form eines ausgezeichneten Sauerteig-Pfannkuchens! Lecker! Auch ein Relikt aus der Zeit um 1898?!
Top of the World
Valdez – kann sich auch von seiner sonnigen Seite zeigen. – Wir haben eine lange Fahrt vor uns:
Valdez – Chicken – Grenzübergang nach Canada – Dawson … - … Whitehorse
Für diese lange Tour geben wir uns vier Tage… & bekommen sonniges Wetter und angenehme Temperaturen!
Auf diesen Routen sind sehr wenige Menschen unterwegs; umso mehr geniessen wir bei bester Sicht die unendliche Weite der Szenerie, campen an schönen Teichen und auf Anhöhen mit Weitblick.
Daneben gibt es Highlights, welche wir uns von Einheimischen haben einflüstern lassen. Zum Beispiel Chicken. Nahe des Grenzübergangs auf dem Taylor Highway (er ist Mai – Oktober passierbar) befindet sich der letzte Ort auf US-Territorium. Drei vom Goldrausch zeugende und erhaltene, ja kultivierte Gebäude. Ein Café, einen Saloon und einen Shop. Von äusserst kuriosen Mitmenschen allerliebst betrieben
Der nächste Streckenabschnitt führt uns in die Höhe. Meile um Meile schlängelt sich die (zuweilen sehr löcherige) Schotterpiste die Hügel hinauf, den Hügeln entlang. Die Streckenführung ist unglaublich spannend. Top of the World deshalb, weil die Strasse öfters den Blick über die unzähligen anderen Hügel und Berge freigibt. Als Vergleich kommt der Verlauf der Grossen Mauer auf.
EXKURS
Kuriose Beobachtungen
Zum Beispiel bicycles
Immer wieder fallen Radfahrer, ich nenne sie Kampfradfahrer auf. Verbissen pedalen sie gegen den Wind, gegen das Wetter, bergauf, bergab. Selten mit einem Lächeln, immerfort das vor Monaten gesteckte Ziel vor Augen. … trotz allem! Freude scheint dieses Unternehmen keine zu bereiten. – Auffällig, sie sind Einzelkämpfer. – Vielleicht auch logisch, wer findet zum Zeitpunkt der Planung einen buddy, der ausgerechnet das gleiche verbissene Ziel erreichen möchte?!
Zum Beispiel pedestrian
Wie bewegt man sich zu Fuss in einer für Auto konzipierten Stadt? – Amerikanische / kanadische Städte sind für Autos konzipiert, keine Frage! Einerseits bieten einem die als Schachbrett angelegten Strassen grossartige Orientierungshilfen (first, second, third, etc. street), andererseits wandert man richtiggehend von einem Block zum anderen. Die Distanzen sind riesig! – Das führt zu zwei Erfahrungen: Bepackt mit zwei Wäschetaschen (ich nenne sie Quarantänesäcke) suche ich den örtlichen öffentlichen Waschsalon (laundry) auf. Ich wandere drei Block geradeaus und einen nach rechts. Dabei überquere ich ordentlich die Strassen. Wenn die Ampel rot ist (die Ampel für Fussgänger ist immer rot), kann ich die Blicke der vorbeifahrenden Autofahrer vorerst nicht deuten: amüsiert oder eher mitleidig, gar irritiert? – Später, aus der Autoperspektive achte ich mich auf die Fussgänger (die wenigen!): Entweder machen sie Autostopp oder sie laufen mit zwei bis drei vollen Säcken (!) der Strasse entlang und betteln; Obdachlose! - Fussgänger, welche tägliche Arbeiten verrichten gibt es nicht. – So wird zum Beispiel auch ALLES mit dem Auto eingekauft resp. besorgt. Das bringt viele Firmen dazu, drive through-Filialen aufzustellen. Haben wir in Neufundland den drive through ATM (Bancomat) ausprobiert, lernen wir in Kanada den drive through Apothekenschalter kennen. Was drive in bei McDonalds ist hier schon lange musemsreif.
Zum Beispiel drive through / fully hook up / dog included
Unser Truck Camper ist für unsere Ansprüche und Vorstellungen riesig und ultramodern. Einen Pickup als Auto unbedingt, wollen wir doch jederzeit auf jedem Terrain mobil bleiben. Die living unit haben wir uns allerdings viel kleiner, handlicher und v.a. einfacher vorgestellt. – Leider gibt es diese „alten“ Modelle nicht mehr. So haben wir in unserem riesigen Schneckenhaus ein komfortables Bett, einen Tisch und eine Küche mit (Achtung: Mikrowelle!), einer Duschkabine (für klaustrophobisch Veranlagte wie mich eine Horrorvorstellung) etc. Auch Heizung und Klimaanlage können eingesetzt werden.
Wahnsinn; ne?! – Wisst ihr was? Wir haben viele Komfortteile und v.a. den Raum extrem geschätzt! White Mountains (abwettern & Tee trinken), Denali (um Nullgradgrenze), Valdez (abwettern & Tee trinken). – Heizung; ja! Grosser trockener Raum; ja!
Unser Truck Camper erlaubte uns irgendwelche Waldsträsschen zu fahren, an einem Teich oder Fluss zu campen; so, wie wir es lieben.
Trafen wir in grösseren Orten (z.B. Valdez) auf andere Camper, wurden wir jeweils müde belächelt. Der Fuhrpark, welcher sich auf einem städtischen RVPark einfindet, lässt uns staunen… und eine andere Logiermöglichkeit suchen. Camper in der Grösse von Reisebussen, angehängt ein Zweitauto (nicht selten ein Pickup), dazu mindestens noch Fahrräder, selten ein Motorrad. Solche Busse haben drive through-Plätze (rangieren muss äusserst anspruchsvoll sein!), fully hook up (mit Wasser, Strom und Kanalisation). Auffällig: die Buscamper besitzen mindestens einen (langhaarigen!) grossen Hund.
Wenn wir also unseren Truck Camper in Relation zu den Bussen setzen, sind wir echt bescheiden unterwegs!
Zum Beispiel talking about politics
Erhielt ich vor Jahren von Joseph ein Verbot (er würde es als Bitte bezeichnen), mit den Einheimischen über Politik zu sprechen, komme ich diesem / dieser eigentlich ganz gehorsam nach. Was kann ich dafür, wenn mich dann die Einheimischen (z.B. Touristen aus Minnesota, Virginia oder Colorado) in Gespräche verwickeln. Nachdem sie sich ausgiebig über ihr Verhältnis zur Schweiz (I was there in 1996 / my cousin’s wife’s mother used to live in Switzerland / … vgl. Blog) ausgelassen haben, fragen sie ganz unschuldig: and what do you Swiss people think about the US elections in November? – Darf ich nun als Swiss people antworten, wie mir der Schnabel gewachsen, bzw. wie mir die Gedanken fliessen oder muss ich der Tatsache Beachtung schenken, dass der Gesprächspartner eine Mütze mit der Aufschrift Veterean of Vietnam … trägt? – Nicht anworten wäre in einem solchen Fall auch nicht nett, oder?! – So viel zu talking about politics. Ich habs versucht, kam aber nicht umhin…!
Zum Beispiel photo point
Auch hierzulande werden scenic roads auf der Landkarte grün gepunktet markiert und scenic points mit einem Piktogramm (Fotokamera) lang- und kurzfristig angekündigt. – Soweit unterscheiden sich bereits bereiste Länder kaum. Was uns in Kanada / Alaska auffällt, die Parkbuchten der scenic points sind riesig und stehen auch tatsächlich an einem schönen Ort. Sehr ungeschickt ist nur, dass die fünf Baumreihen, welche unmittelbar vor der Aussicht stehen, den eigentlichen Blick nicht freigeben. – Ich war versucht, demonstrativ jeden scenic point mit der Kamera festzuhalten. Ein Projekt, welches mich Tage (& Nerven!) gekostet, schliesslich aber ein wunderschönes Album über Anordnungen der Tannen und Laubbäume ergeben hätte!