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Gletscher & Fjorde_Chile

 

«Amigas y amigos, bienvenido a bordo. »

 

Vier Nächte, drei Tage an Bord eines Fjordschiffs unterwegs nördlich von Puerto Natales, um die umliegenden, sich in die Fjorde ergiessenden Gletscher aus nächster Nähe anzuschauen. 48 Gletscherzungen, welche namentlich erfasst sind und ein grosses zusammenhängendes Eisfeld als verbindende Fläche ergeben «El Campo de Hielo Sur». Insgesamt fast 14 km2, sich über eine Länge von 350 km hinziehend. Wir können nicht alle Gletscherzungen besuchen; aber einige eindrückliche, unvergessliche.

 

Die Natur, die wir per Schiff und kleinen Zodiacbooten zu sehen bekommen ist atemberaubend: Berge, Fjorde, Wasserfälle, welche aus den auf den Bergkuppen liegenden Gletschern ins Meer fliessen, Gletscherzungen, welche sich ins Meer ergiessen. Unendlich viele Seemeilen in unberührter Natur. Wenn wir uns den Gletschern nähern, insbesondere im engen und von Gletschern zahlreich bestückten Calvo-Fjord, schiffen wir durch mit Eisstücken und kleinen Eisbergen übersätes Wasser; einmal so sehr, dass wir auf einen kleineren Eisbrecher umsteigen müssen, um den angestrebten Gletscher zu sehen. – Als Nebeneffekt die Fauna: Delphine begleiten die Boote, Seelöwen an einem Brutplatz, Kormorane unterschiedlicher Arten, sogar ein Kondor auf seinem Nistplatz.

 

Die Gletscher jeweils nah, z.T. aus nächster Nähe. Die Eismassen ein Monument! Mit Ehrfurcht aktivieren wir wiederum alle Sinne, um diese Wucht an Natur zu verinnerlichen. Das Auge ist ge- bis überfordert, die Ohren nehmen das leise Klirren und Klingen der abgebrochenen Eisstücke im Eismeer auf, gepaart vom Knacken, zeitweise gar Grollen der abfallenden Gletscherbrocken. Eine derart grosse und statische Masse in Bewegung; das ist eindrücklich! – Immer und immer wieder. Jede Annäherung auf seine eigene Art ein eigenes Erlebnis. – Das Wetter ist uns während der ersten Tage hold, am dritten Tag erleben wir (erst zum zweiten Mal auf unserer nun schon sechswöchigen Reise!) einen Regentag. «Eso es Patagonia; amigas y amigos!» Mit dem Erleben dieses Wetterumschwungs sind die besten Witterungsbedingungen während der Trekkingtage im Torres noch mirakulöser!

 

Das Leben an Bord, im krassen Gegensatz zur monumentalen und v.a. wilden (von Menschenhand ungestalteten) Natur. Mit viel Liebe zum Detail und grossem Einsatz, aber fast bis zur Unselbstständigkeit, ja Entmündigung durchorganisiert, programmiert, geleitet. «Amigas y amigos, …» und dann folgt die Ansage des nächsten Programmpunktes bilingual. «Go for it!» Ob Schwimmwesten holen, sich auf Kleinboote verteilen, Lunch, Tea Time, Instruktion, Ausflug, Calafate Sour an der Bar, etc., die Angaben erfolgen präzis und dulden kaum / keine Widerrede. Diesen Takt, gepaart mit einer Masse von 80 Passagieren; das ergibt eine brisante Ausgangslage für mich (insbesondere), auch für Joseph. – Wir finden kleine Schlupflöcher (shelter) in unserer Kabine, bei trockenem Wetter auf dem Sonnendeck. Ein bisschen freien Willen und Individualität, welche wir je während der letzten Woche noch ausgeprägter leben konnten. – Wenn die Pferde von der Frühlingswiese genommen werden, brauchen sie auch Zeit, um sich an einen anderen Takt zu gewöhnen; ne!

 

Die Schilderungen im letzten Abschnitt, ein Schmunzler. Die vorher geschilderten Erlebnisse & Bilder in der Natur, ein Höhepunkt! – Muchas gracias! - «Sekundenglück», nennt es Herbert Grönemeyer in seinen Texten; «Minutenglück», eine Amiga auf der Passage.

 

Exkurs:

 

Refrain aus Herbert Grönemeyers Sekundenglück (der ganze Text lohnt sich zu lesen, falls interessiert / berührt):

 

(…)

 

Und du denkst, dein Herz schwappt dir über

 

Fühlst dich vom Sentiment überschwemmt

 

Es sind die einzigartigen tausendstel Momente

 

Das ist, was man Sekundenglück nennt.

 

(…)

 

 

 

Exkurs: Wenn die letzten Zeilen dieses Blogs wieder an Land geschrieben werden, schaukelt der kleine Holztisch im Hotel verdächtig. Ein bisschen vor…, ein bisschen zurück. – Auch hier brauchen wir wohl wiederum ein bisschen länger, bis wir uns an «den neuen Takt» gewöhnt haben. – Weiter geht es nach Buenos Aires (Vorfreude, Vorfreude, Vorfreude!); die nächsten Tage geniessen wir noch im Süden Patagoniens und lassen das «Minutenglück» so richtig wirken. – Wer weiss, vielleicht schwappt es ja mittels Wort & Bild über, … oder macht es zumindest nachvollziehbar. – Que te vaya bien!

 

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