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Parque Nacional Torres del Paine_Chile

 

Gross ist die Vorfreude auf unsere siebentägige Tour durch den Nationalpark Torres del Paine. Grösser der Respekt vor den rapiden Wetterumschwüngen, inkl. Windverhältnissen. Seit dem Durchlüften am Fitz Roy haben wir Respekt vor der Tatsache, dass wir in den kommenden sieben Tagen bei jeglichem Wind und Wetter unterwegs sein werden. – Die Route ist geplant, die Hütten gebucht; am Schluss ein Leckerli: Kayak nahe am Gletscher Grey; sofern das Wetter passt. Zusätzliche Tatsache: wir befinden uns definitiv auf den ultimativen Touristenpfaden Patagoniens. Dies merken wir spätestens am ersten Tag morgens um sieben, als wir uns in Puerto Natales in die Reihe der Busreisenden zum Torres del Paine einreihen. Nicht nur ein Bus fährt morgens in den Park. Entsprechend lang die Reihe der Menschen, welche sich im Rangerbüro melden, …& schliesslich auf einem der Wege im Nationalpark verschwinden. – Auf unserer ersten Etappe zum Chileno sind wir auch nicht allein. Dennoch verteilt es sich relativ schnell. Der Aufstieg mit Gepäck ein Novum für uns, … das wir aber gut meistern. – Wir checken in dem sympathisch geführten refugio (Hütte) ein,,, & machen uns wegen guter Witterung und Stimmung bald darauf auf, die Türme des Torres del Paine zu sehen. Der Weg am Anfang schön und gut an die hügelige Landschaft angelegt, wird auf dem letzten Kilometer zur Steinhüpferei bergauf; eher unangenehm für die 165. – Die Türme zeigen sich deutlich; allerdings vor bewölkter Kulisse. Zudem bläst am Nachmittag (einmal mehr) ein starker, kalter Wind. Wir bleiben nur kurz… & machen uns bald auf den für die Knie anspruchsvolleren Abstieg. – Wir haben den nächsten Tag im gleichen refugio gebucht, da wir das Wetter nicht einschätzen konnten, die Türme aber auf jeden Fall sehen wollten. Am Abend schwören wir uns, da nicht mehr hoch zu gehen…., am nächsten Morgen sehen wir den blauen Himmel… & gehen wider Erwarten nochmals los. Diesmal im Wissen um die Tücken des Weges. Wir werden belohnt mit besten & v.a. windstillen und sonnigen Verhältnissen. Ein Goodeli bereits zum Start unserer Tour! – Die Abende in der Hütte sind jeweils sehr international; auf der Touristenmeile halt. Wir treffen einheimische Leute genauso, wie Amerikaner, Franzosen, Deutsche, Schweizer und Asiaten. Es herrscht ein Stimmen- und Sprachenwirrwar. Viele Erfahrungen werden ausgetauscht. – Hier erfahren wir auch, dass während der vergangenen Woche im Park sehr viel Regen fiel, das Wetter alles andere als angenehm zum Wandern war. Wir schätzen uns glücklich, dass die Wetterprognose für den nächsten Tag wiederum Sonnenschein angesagt hat. – Tag drei führt uns vom Chileno zum Domo Frances; Seen entlang laufen und Flüsse überqueren. Ab und an überqueren wir Hügelzüge, queren wunderschöne plane Landschaften. Wiederum brauchen wir all unser Sensorium, um das Gebotene aufzunehmen. Wunderschön! – Tag vier, wie langweilig, schon wieder blauer Himmel und warme Temperaturen! Er führt uns zu einem Aussichtspunkt im Valle Frances und schliesslich in die grösste Unterkunft: Paine Grande. Die Unterkünfte sind jeweils gut geführt und sauber. Das Personal ist (bis auf minimale Ausnahmen) unendlich freundlich und perfekt organisiert. Wir können uns jeweils gut erholen, stärken und austauschen. – Tag fünf führt uns schliesslich zum Lago Grey, der am Ende mit seinem spektakulären Gletscher aufwartet. Mittlerweile drückt das Gepäck auf unseren Schultern, auch die Knie gehen nicht mehr so gerne steile Stufen runter. Umso mehr freuen wir uns auf den eingeplanten «freien» Tag im refugio Grey. Was heisst hier «frei»: am folgenden Vormittag kayaken wir zum Gletscher Grey. Er hat wegen der hohen Temperaturen einige Eisberge in die Bucht entlassen; ein Goodeli für uns im Kayak. So nah am Gletscher waren wir noch nie. Der auffrischende und entsprechend abtreibende Wind auf dem Heimweg fordert für einmal unsere Arme mehr als unsere Beine. – Am Nachmittag kann ich es nicht lassen, die zweite Hängebrücke oberhalb des Gletschers zu besuchen. Ein weiterer Aufstieg…, der sich aber unbedingt lohnt. Als «Hängebrücken-Junkie» ist diese ein Muss. Mit doch ein bisschen Adrenalin… & viel Vertrauen in die Technik überquere ich die Hängebrücke auch bei Wind. Vale la pena! – Am letzten Tag fahren wir mit dem Schiff über den See zurück zum Parkeingang. – Es nieselt…. & es wird von da an immer wieder nieseln.  – Ich weiss nicht, welche Wettergötter uns hold waren, damit wir das Naturspektakel am Torres del Paine im besten Licht und bei besten Konditionen erleben durften. – Vielen Dank! – Beobachtung: Die unendlich vielen Wanderer im Torres del Paine können unterschiedlicher nicht sein. Klar sind Erscheinungsbild, Ausrüstung, Altersgruppe, Kondition und Gestik & Mimik valable Kriterien für Untergruppen. Uns fiel aber vielmehr auf, wie viele Wanderer «hacer el senderismo como un caballo» machen. Das heisst, die Leute laufen die Wege (wie Pferde) ab, ohne links und rechts zu schauen, ohne das gebotene Panorama zu geniessen. Dass dies die schwer bepackten portadores (Träger), welche das gesamte Gepäck für zwei bis drei Personen auf den Schultern haben, machen, leuchtet ein. Das ist ihr Job, … aber alle anderen?! - Bei uns war täglich der Weg das Ziel; was zur Folge hatte, dass wir unendlich viele miradores (=Aussichtspunkte) fanden, welche es Wert waren, zu verweilen.

 

Kajak Lago Grey

 

Exkurs: Wer den Blog verfolgt, kennt unsere Gedanken zu den Zaunmachern in Chile, auch Argentinien. – Ein chilenischer Guide erklärte seinen Kunden (am Nebentisch), im Sommer arbeite er im Park und im Winter mache er Zäune. Letzten Winter hätte er ausschliesslich für seinen Nachbarn gearbeitet. Ihm gefielen seine Zäune sehr. – Da haben wir es also! – Eso es!

 

Exkurs: Als Schweizer im Torres del Paine werden wir wiederholt gefragt, was wir denn hier machten, wir hätten ja selber Berge und Gletscher. – Verdad! Das stimmt. Dennoch kennen wir mindestens drei Gründe... – Erst nach zwei Gesprächen mit verschiedenenTouristen aus anderen Ländern wird mir klar, wie aussagekräftig diese Frage ist. Die beiden erklären mir unabhängig und je mit grosser Euphorie, wie erhaben der Moment war, in dem sie den Gletscher (Grey) zum ersten Mal (in ihrem Leben) sahen. – Ja, für uns war der Moment auch erhaben. Allerdings nichts im Vergleich zu den beiden geschilderten Ersterlebnissen.

 

Exkurs: Die Guanacos (mit dem Lama verwandt) finden sich auch im Osten des Parks wieder. So auch der Puma. Letzterer zeigt sich sehr selten, beherrscht aber das Tierreich in diesem Gebiet. So jagt er immer wieder junge und / oder ältere, schwache Tiere. – Auf dem Weg von Argentinien nach Chile trafen wir immer wieder auf Guanacos; die meisten lebend, andere in Überresten, Gerippen, meist an den Zäunen gescheitert. Letztere mussten sich an den Zäunen so stark verletzt haben, dass sie es nicht überlebten. – Die Bilder (wir haben sie nicht aufgenommen) bleiben in unserem Gedächtnis haften… und vermischen sich auf skurrile Art und Weise mit der Berichterstattung von Peter Düggelin von der Südgrenze Arizonas zu Mexiko. … Auch andere Mauern / Zäune fordern ihren Tribut; das kennen wir aus der Geschichte; das kennen offenbar auch die Guanacos in Südamerika.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Terry Blum (Montag, 18 Februar 2019 10:08)

    Hallo Ihr Lieben Christine und Joseph
    ohhh so spannend zu lesen und mit euch unterwegs zu sein. Ein grosser Genuss. Die Natur - die Natur, genial. Während ich das harmonische Rauschen der Palmenkronen noch in meinem Herzen höre und das laute Zwitschern der tropischen Vögel paradiesisch geniesse, sind es bei euch der Himmel, das Wasser, die Gletscher und das Eis... und und und...
    wunderschön. Euch weiterhin gute und spannende Wege... herzlichst Terry