Diesen Teil Chiles erLEBEN = ChiLEBEN. Wie viele Berichte, Beschreibungen haben wir im Vorfeld gesehen und gelesen? Wie oft haben wir uns vorgestellt resp. nicht vorstellen können, wie es denn sein wird, wenn wir die Carretera Austral erLEBEN, … wenn wir Süd-ChilERLEBEN? – All die Berichte (und so wird es mit unseren Schilderungen auch sein) vermögen die Vielfalt der Carretera nicht einzufangen, ihr keinenfalls gerecht zu werden. Zwischen Santiago und Puerto Montt passierten, durchritten und streiften wir etliche bedeutende Nationalparks. Sie werden bewusst und ordnungsgemäss gepflegt, beaufsichtigt und gehütet. In diesem Teil finden Touristen und Naturfreunde Wege, welche zum Wandern & Entdecken einladen. – Südlich von Puerto Montt, dem eigentlichen Patagonien, erstrecken sich eine noch grössere Vielzahl von Nationalparks und Naturschutzgebieten. Der grösste; Pumalin; fand Erwähnung im letzten Blog. Somit passieren, durchfahren und streifen wir auf der Carretera Austral (Ruta 7) etliche Parks, allerdings sind diese mit minimalsten Möglichkeiten für Ausflüge zu Fuss ausgestattet. … Und wenn es dann mal eine sehens- und v.a. wanderungswerte Strecke gibt (z.B. hoch zum hängenden Gletscher im P.N. Queulat), so sind diese mit Unmengen lauffreudigen Menschen gefüllt, dass es uns nicht mehr ganz wohl ist. – Bleiben wir auf der Carretera und unseren Erlebnissen auf und um die Strasse. – Bis vor 1970 wuchs um Siedlungen südlich von Puerto Montt dichter Urwald. Sie waren ausschliesslich per Flugzeug oder Schiff erreichbar. In Pinochets Ära wurde die wohl strategisch angedachte Carretera dem Grenzverlauf (Anden) entlang gebaut. Schotterpiste, in den Wald, durch die Täler, in die Berge gebaut. – Sie ist bis auf einige wenige Unterbrechungen durchgängig bis in den Süden; den letzten Teil muss man wieder per Schiff oder via Argentinien zurücklegen. Die Carretera bildet heute für viele Städtchen die zentrale Versorgungslinie. Alles und alle bewegen sich darauf: Lastwagen, Fernbusse, Minibusse, Pickups, …aber auch Touristen mit diversen Fortbewegungsmitteln: Auto, kleiner Camper, Motorrad, Fahrrad (sehr beliebt), Tramper. Unsere Bewunderung gilt den Fahrradfahrern, welche grossartig bepackt jeder Witterung (Wind, Regen, Sonne, … ad extremis möglich) trotzen und an den kurvigen, meist Schotterpisten ihre Waden trainieren, ihre Zähne ausbeissen … und sehr viel Staub schlucken. – Somit sind die Strassenverhältnisse schon mal angesprochen: angenehmer, neuer Asphalt (Chile baut für alle, so der Slogan) wechselt zu Schotterpisten erster bis dritter Qualität. Schotterpisten zum Rollen, Schotterpisten zum Hüpfen, Schotterpisten zum Springen. Letztere entspricht der Bachbett-Qualität, welche wir allerdings sehr selten antreffen. Neben und rund um die Carretera wird es dann schon spannender: Dichter (fast Regen-) Wald mit mannshohen, gut genährten Pflanzen und dichten Moosen und Flechten, abgelöst von (brand)gerodeten Ebenen, auf welchen Vieh und Getreide Platz und Einkommen finden, abwechselnd mit unbändigen Felsformationen und Hängen, welche die Strasse immer wieder verschütten und / oder gefährden. Keine Strecke ist vergleichbar, kein Tag mit Wiederholungen.
Neben der Strasse, die unendlichen Zäune. «Wer hier Zäune baut, ist nie arbeitslos», eso es. Zäune links, Zäune rechts, ab und an ein Gatter, welches zu einer Einfahrt führt. Trifft man auf einen Weiler, kleine farbige Häuser links, kleine farbige Häuser rechts, mal eine Kirche, ein supermercado, eine Plaza (de Armas), eine escuela rural, etc. – Boxenstopp in einem Weiler mit der Absicht, unsere Vorräte mit etwas Frischem aufzuwerten. Wir halten beim lokalen supermercado; keine Tomaten, kein Gemüse, keine Früchte, keine Milch. Eier und viele eingepackte Wurstwaren, unendliche viele Dosen, … das könnte ich kaufen. (@ Team Hünenberg: Da kommt mir in den Sinn, dass ich zu Hause einen ganzen Korb davon habe!) Boxenstopp auf der Carretera bei einem Mini-Kiosk, der leckeres frisches Brot und Instantkaffee anbietet. Für uns jedes Mal eine Gelegenheit ein bisschen zu schwatzen und etwas über die Gegend, die Bräuche… & kulinarische Spezialitäten zu erfahren. So kosten wir sopaipillas (eine Art frittiertes Brot) und die im Sommer kühlende Spezialität: eingelegte Aprikosen mit Hirse (Name weiss ich nicht mehr!) Lecker…& nährend! – Vor der Reise gingen unsere Vorstellungen dahin, dass wir uns mit dem Büssli ein Schlafplätzli (am See) suchen, ein Feuer machen und den Abend geniessen. – So haben wir es wiederholt in diversen Ländern praktiziert. – «Wer Zäune macht, der weiss auch warum!!!» - Gediegene Schlafplätzli (am See) sehen wir zu Hauf; einfach änet em Haag. So bleibt uns oft nichts anderes übrig, als einen formellen oder informellen, auch privaten «Campingplatz» aufzusuchen; mit mehr oder weniger Infrastruktur. … Und doch; gibt es Abende, welche gegen diesen Usus verstossen & uns an kleinen feinen Orten (am See) ausstellen und nächtigen lassen. – Wir reisen also auf der Carretera Austral bis knapp Cochrane. Ein ganzer Tag auf zweitklassiger Schotterpiste, aber mit zauberhaftem Panorama, führt uns am Lago General Carrera entlang. Ein Bilderbuch von Eindrücken; hinter jeder Kurve, hinter jedem Hügel zeigt sich ein neues Bild. Wir sind begeistert von der Vielfalt der Kompositionen.
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