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Villarica_Horsetrekking in der Vulkanregion

 

Pucon, Überraschung: diese Stadt kann höchst unangenehme Temperaturen und v.a. Regentage aufweisen. – Wir treffen in genau dieser Phase in Pucon ein. Die bekannten Vulkane sehen wir nicht; gespannt sind wir, wie es sich in unserem Büssli im Regen leben lässt. – GUT! Wir schaffen es, alles inwändig zu organisieren und räumen, einzig die OUTDOOR-Küche braucht eine warme Jacke; das Dach ist vorhanden. – Wir beginnen die Tour mit einem Halbtagesritt, bei dem wir die Pferde und ihre Charakteren, die unterschiedlichen Gangarten, das chilenische Reiten und die Gruppendynamik (wir sind sechs Reiter) kennen lernen. Wir durchqueren Bäche, reiten durch dichten Wald, galoppieren auf weichem Untergrund, lernen viel und schnell. – Am Abend wird gepackt; eine Satteltasche pro Person für drei Tage; Zelt, Schlafsack, Matte. Wir erwarten ein bisschen Schnee in den Schattenhängen, der sollte sich während des nächsten Tages von der warmen Sonne wegschmelzen lassen. – Wir starten am Rande des Nationalparks, durchreiten schönste Wälder & Wiesen und steigen langsam, aber stetig auf. Der Weg windet sich im Wald, immer kleinere, steilere Passagen, welche die geschickten und starken Pferde mit Reiter und Gepäck schaffen. – Der Aufstieg bis über die Baumgrenze, manchmal über querliegende Baumstämme, manchmal durch dichteres Unterholz, fordern von den Pferden, auch von uns, einiges ab. Die Sonne wärmt tatsächlich, … allerdings kann sie die grossen Schneemengen, welche die letzten Tage brachten, nicht wegschmelzen. Das erfahren wir am Mittag auf dem Bergkamm. Die Wege sind nicht mehr erkennbar, die Schneemassen in den Hängen und Kuhlen sehr hoch. Unser einheimischer Guide Luis kennt sich sehr gut aus. Dennoch hat er Bedenken, ob der weiche und schwere Schnee für uns alle passierbar sei. Der Nachmittag, ein Wechselbad der Gefühle. Wir staunen über die Geschicklichkeit, mit welcher die Pferde uns über die schwierigsten Passagen führen; wir führen die Pferde an der Hand, wenn der Schnee zu tief, das Gelände zu steil wird; wir drücken Pferd und Reiter die Daumen, wenn wir auf dem verschneiten Geröllhang ins Tal gehen. Wenn Luis mit seinem Pferd in der Falllinie zu Tal schreitet, bevorzugt meine clevere AUKA den kurzen Zickzack. – Schliesslich erreichen wir unser Basislager am See … die Pferde galoppieren bergauf und geniessen ihre Pause. – Mit so viel Schnee hat hier keiner gerechnet, … oder war die Sonne zu schwach? Jedenfalls stellen wir unsere Zelte auf dem schweren Schnee auf; ein gemütlicher Abend am Feuer, eine ungemütlich …kalte Nacht folgen.

 

Der nächste Tag bringt zwar viel Wärme und Sonnenlicht, auch vermag er einige Plätze so zu erweichen, dass wir unsere Zelte auf Erde verlegen können. Das Reiten der geplanten Tour ist allerdings nicht möglich. So reiten wir kleinere Touren und geniessen die atemberaubende Landschaft, welche den Blick auf zwei Vulkane und die Andenkette freigibt. – Der Vulkan Villarica, ein typischer Kegel, ist, wie viele andere auch, noch immer aktiv. Tagsüber sieht man Rauchfahnen. - Mittlerweile reiten wir steile Passagen bergauf und bergab; wir kennen unsere Tiere, die Tiere kennen uns. Kochen am Feuer, Pferde versorgen, zu Fuss die Umgebung erkunden; das passt bestens. – Die Nacht ist klar, zu klar, wenn wir von den Temperaturen sprechen.

 

EXKURS: Milchstrasse = Milky Way = ? Wie sage ich das unserem einheimischen Guia? Ich versuche es mit Camino de Leche; Böööö! Er will mich nicht verstehen. Auch Bodylanguage hat keine Chance. – Später erfahre ich den Ausdruck: Via Láctea! So daneben war meine Freestyleversion doch nicht.

 

Der letzte Tag, wir reiten zurück. Der Wind lässt die Wetterverhältnisse schnell wechseln. So reiten wir bei guten Verhältnissen los, überqueren den Pass bei Wind und hohem Schnee (die Pferde an der Hand führend, z.T. sinken sie sehr tief ein), reiten nach dem Pass bei sonnigen Verhältnissen dem Grat entlang und steigen darauf in einem wunderschön sanft absteigenden Wald hinunter in den Park. Fast meditativ, die rund eineinhalb Stunden Abstieg. Die Reitergruppe kennt sich, die Pferde sind ruhig und konzentriert, die Umgebung unglaublich schön. Kein Wort zu hören, das Schnauben der Pferde, das Klacken der Hufe; schneller, wenn sie traben, langsamer, wenn sie sich an steileren Passagen hinunterarbeiten. – Schliesslich traben, z.T. galoppieren wir das Tal hinaus. Ein unvergessliches Erlebnis mit Pferd in einer so tollen Umgebung unterwegs zu sein. – Ohne Schnee soll es auch schön sein; so zeigen es die Bilder des Tourenbeschriebs. Mit so viel Schnee hat noch keine Tour stattgefunden.

 

EXKURS: Federica de Cesco & Drei Nüsse für Aschenbrödel – Erstere war es, welche mir die Welt in mein Kinder- und Jugendzimmer zauberte. Die tschechische (?) Verfilmung des Märchens; in ebenso regelmässigen Abständen ausgestrahlt wie Dinner for One; gab der gleichnamigen Märchenerzählung Gesichter. Beides in hohen Dosen konsumiert, suggeriert eine Welt, in der es sich zu leben lohnt. Meine Welt. - Wer die Autorin und ihre Jugend- (auch Erwachsenen-)bücher kennt UND …wer in ähnlich regelmässigem Abstand die drei Nüsse... gesehen hat,  outet sich, einerseits mindestens meinen Jahrgang zu haben, höchst wahrscheinlich weiblich zu sein… und das folgend beschriebene Bild bestens nachvollziehen zu können: Am Schluss des Films reitet das Hochzeitspaar (der Prinz & Aschenbrödel) in schönsten Kleidern mit prächtigsten Pferden über eine riesige, wunderschön verschneite Wiese, sie galoppieren… und blicken sich dabei tief in die Augen. – Szene klar? – Ungefähr so, fühlte es sich an! KLAR, wir ritten nicht festlichst gekleidet; KLAR, ich ritt nicht im Damensitz; KLAR, Joseph hielt mir nicht die Hand und schaute mir dabei tief in die Augen; KLAR, wir galoppierten nicht über eine riesige Wiese. Was soll denn dabei noch ähnlich sein? – Das (bergauf) Galoppieren im Schnee UND v.a. … die unendliche Freude über genau dieses Gefühl. Eso es!

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Küng Beatrice (Donnerstag, 17 Januar 2019 21:29)

    Unsere Lieben
    Mit großem Interesse lesen wir eure Blog Nachrichten und bewundern diese faszinierenden Erlebnisse.
    Hallo liebe Christine und Joeph
    Die wunderbaren Bilder und die eindrücklichen "Berichte" lassen uns einwenig an eurer einmaligen, abenteuerlichen Reise teilhaben.
    Wir wünschen EUCH weiterhin viele neue Ereignisse, unvergessliche Begegnungen und ALLES erdenklich Gute.
    Heids guet und e feschte Drücker
    Toni und Beatrice

  • #2

    Zieglers (Sonntag, 20 Januar 2019 18:44)

    Que maravilla �

  • #3

    Zieglers (Sonntag, 20 Januar 2019 18:45)

    Que maravilla ( sin el queso )