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Carretera Austral Norte

 

Vielleicht gibt es vereinzelt Leserinnen und Leser, welche das folgend beschriebene Phänomen nachvollziehen können. – Bitte melden! – Wenn wir nach der Tour mit den Pferden in unserem einfachen Büssli über (un)wegsames Gelände fahren, spüren wir immer noch den Pferderücken. Geht es steil runter, lehnen wir uns zurück und sehen im inneren Auge die vorsichtigen Schritte der Pferde; geht es kurz darauf wieder bergauf, hören wir die Hufe, wenn das Pferd zu traben beginnt, damit es die Steigung leichtfüssiger bewältigt. – Jetzt kann man sich vorstellen, wie Joseph und ich in den folgenden Tagen auf der Bank unseres Büsslis hocken!

 

Sonne im Gesicht, Sonne im Herzen – wir fahren gen Süden. Puerto Montt, die letzte grössere Stadt vor der Carretera Austral. Ruta 5 für einige hundert Kilometer, dann aber wieder kleinere Flecken, z.B. Frutillar am Lago Llanquihue. Frutillas = Fresas = Erdbeeren. Wir kaufen auf dem lokalen Markt: Frutillas; köstlich, auch im Januar. – Strandpromenade, Vulkan Osorno über den See, Open Air-Konzert und viel Musse & Erholung. – In Puerto Montt der letzte Boxenstopp; wir sind bereit für die Carretera Austral.

 

EXKURS: Bereits morgens um acht befinden wir uns auf der Ruta 5. Kaum ein Auto am Sonntag so früh auf der Autobahn. Wir fahren, schwatzen, fahren, schwatzen, …. ein abruptes Anhalten. Joseph hat am rechten Strassenrand Polizei gesehen, welche ihn mit Handzeichen nötigt, anzuhalten. - Sofort kommen Bilder von Yellowstone-Park (2012) auf: ein Polizeiauto hält uns auf, «hands on the wheel, stay in the car!» ein Szenario mit Pistolen im Anschlag. – Wir bleiben im Auto, hands on the wheel. Der eine Polizist nähert sich, lässt das Fenster runterkurbeln, schaut in das Büssli und fragt, ob wir noch Platz hätten; wohin die Reise gehe. - Platz? Nein, wir nehmen nie Autostopper mit. Puerto Montt, dirección Sur – Er schaut nochmals rein, deutet auf seinen Kollegen, der rechts am Strassenrand verlegen von einem Fuss auf den anderen tritt. Dieser sollte mitfahren, ob das wohl passt? – Catchai! Jetzt haben wir es verstanden. Wir laden den Kollegen vorne auf die Bank; eine lustige halbe Stunde mit Diego folgt. Er hat seine Nachtschicht beendet, will nach Hause. Sein Kollege wohnt nördlicher, deshalb mit uns. – So viele Fragen, so viele Antworten; wir amüsieren uns bestens. Jeden dritten Satz muss er wiederholen, weil er in seinen superfamiliären Slang verfällt; wir erfahren dennoch viel.

 

Die Carretera Austral (Ruta 7) beginnt unmittelbar in Puerto Montt. Anfangs noch asphaltiert, später Schotterpiste ersten bis zweiten Grades. Wir sind so gut dran (…& motiviert), dass wir bereits am Abend noch die Fähre für die kurze Strecke Caleta de la Arena – Puelche schaffen. So haben wir am Folgetag bei besten Bedingungen Zeit, die Meeresuferstrecke durch die unzähligen Fischerdörfer nach Hornopirén zu fahren. Auf dieser Seitenstrasse sind wir plötzlich allein. Keine Trucks, keine Motorradfahrer, keine Velofahrer. Fast kommen wir in zeitliche Bedrängnis – die vierstündige Überfahrt nach Caleta Gonzalo ist reserviert, wie es die Saison erfordert – da ein Teil der Strasse wegen einer Sprengung gesperrt wird. Diese Sperrung soll mindestens eine Stunde dauern; ev. länger. Que suerte! Wir dürfen noch durch: fünf vor zwölf, verdad!

 

Die Überfahrt auf der Fähre lädt zum Runterfahren ein. Der Nationalpark Pumalin im Hintergrund, kleinere Inseln, respektive das Meer im Vordergrund. Wir geniessen die Sicht vom Meer aufs Land; eine Perspektive, welche wir im Süden Patagoniens wieder erleben werden.

 

EXKURS: Parque Nacional de Pumalin_Gegründet wurde das riesige Schutzgebiet 405.000ha von dem nordamerikanischen Millionär Douglas Tompkins, der mit 22 Jahren die Outdoor-Bekleidungsfirma North Face gründete. Zusammen mit seiner Frau machte er ausserdem die Marke ESPRIT zu einem Welterfolg. 1991 schuf er aus dem Erlös des Verkaufs der Firma einen privaten Naturschutzpark. Tompkins kam 2015 bei einem Kayakunfall in Patagonien ums Leben. Eine Stiftung kümmert sich heute um die Anliegen des Parks: der Schutz der Wälder. Grösste Teile sind nicht zugänglich, nur wenige Wege führen in den Park.

 

PS: Reisend ein Land, eine neue Kultur zu entdecken, viel Neues zu erfahren & zu lernen; … irgendwann kommt immer wieder die Lehrerin durch, welche sich vorstellt, wie es wäre, genau diese tollen Eindrücke mit den Jugendlichen zu teilen. Ein Klassenlager in…! – So – und in vielen anderen Situationen auch – seid ihr immer wieder mit dabei, liebe Klassen S2b & S2a.

 

PS: Vielen herzlichen Dank für eure zahlreichen, motivierenden und lieben Kommentare, Grüsse und Wünsche auf diversen Kanälen. Das freut uns sehr.

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Terry Blum (Montag, 21 Januar 2019 10:33)

    Hallo Ihr Lieben Christine und Joseph
    so schön die Fotos... und auf eurer Route mitzureisen. Herrlich. Volcano Osorno... wunderschöne Fotos. Ich bin richtig mit euch dabei und mir ist, als wäre ich gestern dort gewesen. Dies ist allerdings "spannende" 44 Jahre her! Meine Reise ging damals dann allerdings von Puerto Montt mit dem Schiff in drei Tagen nach Punta Arenas und dann weiter nach Ushuaia.
    Ich freue mich auf weiter blogs von euch. Und Abenteuer pur! herzlichst Terry

  • #2

    Claudia Amrein (Mittwoch, 23 Januar 2019 19:01)

    Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben....

    Ihr Lieben
    In Luzern habe ich dich Christine verpasst....durch eure spannenden, amusanten Texte und den fantastischen Bildern bin ich euch jetzt grad ziemlich Nahe. Es ist sehr vergnüglich, sich nach einem "gschaffigen" Tag, dank euch in eine ganz andere Welt entführen zu lassen. Geniesst es ond hend Sorg...mit herzhaftem Gruss Claudia